Unfassbares WM-Bronze für Mathias Brugger

PORTLAND/ USA – Mathias Brugger hat mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Siebenkampf bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Portland nicht nur die Fachwelt überrascht. Mit unglaublicher Willensstärke verteidigte der 23-jährige im abschließenden 1.000 m-Lauf im Oregon Convention Center seinen dritten Rang hinter Olympiasieger Ashton Eaton (USA) und dem Ukrainer Oleg Kasyanov. Auch Teamkollege Tim Nowak konnte mit Bestleistung und Rang sieben seine Nachnominierung mehr als rechtfertigen.

Mit 6.126 Punkten verbesserte Brugger seine Bestleistung um weitere 66 Punkte und verteidigte seinen Bronzerang am Ende mit acht Punkten Vorsprung vor dem laufstarken US-Amerikaner Curtis Beach. Der suchte sofort im abschließenden 1.000 m-Rennen sein Heil in der Flucht und lief starke 2:29,04 Minuten. Brugger ließ sich jedoch nicht abschütteln und biss sich zu einer sensationellen persönlichen Bestleistung von 2:34,10 Minuten durch und rettete umgerechnet eine dreiviertelsekunde Vorsprung ins Ziel. Woran er selber schon nicht mehr geglaubt hatte: „Und als ich im Ziel war dachte ich schon: Knapp vorbei. Ich dachte, ich hätte es nicht geschafft“. Doch nach einigen Minuten des Wartens kam die erlösende Nachricht von der Medaille. Die Grundlage dafür hatte Brugger mit einem überragenden zweiten Tag schon gelegt. Mit Saisonbestzeit von 8,24 Sekunden über die 60 m Hürden und einer neuen persönlichen Bestleistung von 5,10 m im Stabhochsprung schob er sich vom sechsten auf den dritten Rang nach vorn. So hoch sprang sonst nur der überragende Ashton Eaton. Selbst Bruggers Sprünge bei 5,20 m sahen erfolgversprechend aus. Luft nach oben hatte dagegen der erste Tag. Nach starkem Beginn mit Hallen-Bestleistungen von 7,15 Sekunden über die 60 m und 7,30 m im Weitsprung kam der Dämpfer wie schon bei den deutschen Hallenmeisterschaften im Kugelstoßen. Mit 14,47 m fehlten Brugger fast ein Meter zur Bestleistung und damit auch sechzig Punkte in der Wertung. Dass er im anschließenden Hochsprung bei dritten Versuchen über 1,99 m und seiner Besthöhe von 2,05 m jeweils die Nerven behielt, war ein gutes Zeichen für die gesunde psychische Verfassung, die am zweiten Tag mit zum nie erträumten Medaillengewinn beitrug.

Einen ähnlichen Wettkampfverlauf wie bei Mathias Brugger erlebte auch Tim Nowak, der zweite Ulmer, der die deutschen Farben vertrat. Da er erst spät vom Weltverband eingeladen worden war, konnte seine Vorbereitung nicht so stringent sein wie bei seinem Teamkollegen. Nichts desto trotz startete der 21-jährige mit 7,18 Sekunden im Sprint mit einer Bestleistung in seinen ersten Wettbewerb in der Weltklasse der Aktiven. Eine weitere gab es im Kugelstoßen mit 14,31 m, wohingegen die Sprünge mit 6,92 m und 1,99 m deutlich unter seinen Möglichkeiten. Am zweiten Tag ließ er sich ebenso wie Brugger vom WM-Fieber erfassen. Nach seinem Lauf-Sieg über die Hürden mit 8,21 Sekunden steigerte sich Nowak im Stabhochsprung auf 4,90 m und über 1.000 m auf 2:40,57 Minuten. Mit 5.832 Punkten und einem siebten Rang ist Nowak jetzt auch bei den Aktiven in der internationalen Spitze angekommen. Ein Jahr nach Arthur Abeles Silbermedaillen bei den Hallen-Europameisterschaften sind diese Ergebnisse ein toller Beleg für die gute Arbeit am Ulmer Stützpunkt unter Christopher Hallmann. Der kam als betreuender Bundestrainer am ersten Wettkampftag ganz schön ins Schwitzen, da er außer seinen beiden Ulmern auch noch Fünfkämpferin Celina Leffler zu coachen hatte, was im Convention Center zu einigen Kilometern Laufstrecke führte. Das 2011 von Wolfgang Beck gestartete Projekt „Der Weg nach Rio“ scheint im Sommer seiner Realisierung durch den wieder fitten Arthur Abele und Mathias Brugger realisierbar. Ein glückseliger Mathias Brugger bekannte, „auf jeden Fall im Sommer um die Olympia-Qualifikation kämpfen“ zu wollen. Eine 1a-Visitenkarte hat er dafür in Portland abgegeben.

chu