„Ich bin bereit für die WM“

Wetter, 25.09. 2019 – Am Samstag (28. September) startet Alina Reh bei ihrem wichtigsten Rennen des Jahres – dem WM-Finale über 10.000 Meter. Im auf 26 Grad gekühlten Khalifa-Stadion der katarischen Hauptstadt Doha geht es um 20:10 Uhr (MESZ) um die Medaillen und gute Platzierungen. Im Interview spricht die 22 Jahre alte Langstrecklerin vom SSV Ulm 1846 über die Schwierigkeiten der langen Saison, ihre Ziele und warum sie bei bis zu 40 Grad Außentemperatur sogar Wintermantel, Schal und Mütze mit in den Wüstenstaat nimmt.

 

Alina Reh, am Samstag starten Sie bei der WM in Doha über 10.000 Meter. Steigt schon die Vorfreude?

Auf jeden Fall! Die Saison war nun echt schon sehr lang, es wird Zeit, dass die WM kommt.

 

Für nächstes Wochenende sind in Doha knapp 40 Grad vorausgesagt. Wie gehen Ausdauerathleten mit dieser extremen Hitze um?

Wir reisen erst zwei Tage vor dem Wettkampf an, also am Donnerstag. Bis zum Wettkampf findet im Training nicht mehr viel statt. Mal schauen, ob ich überhaupt draußen laufen oder nur auf dem Laufband. Ansonsten wird das Stadion ja auf ca. 26 Grad klimatisiert sein. Es wird auf jeden Fall spannend, aber die Bedingungen sind für alle gleich.

 

Neben der Hitze ist der Wechsel zwischen extrem gekühlten Hotels oder Bussen und den hohen Außentemperaturen das nächste Problem. Haben Sie mehr warme Kleidung als Sommerkleidung eingepackt?

Von beidem gleich viel. Aber Winterjacke, Stirnband und Schal sind in Doha mit dabei.

 

Haben Sie sich auf diese Besonderheit der extrem klimatisierten Räume speziell eingestellt?

Nein, überhaupt nicht. Klimaanlagen sind eigentlich gar nicht mein Ding, aber ich nehme es nun einfach so, wie es kommt.

 

Ihren letzten Wettkampf haben Sie vor vier Wochen beim ISTAF in Berlin bestritten. Wie hat sich Ihre Form seitdem entwickelt?

Ich war nach Berlin noch einmal für drei Wochen im Trainingslager in St. Moritz. Dort konnte ich gut trainieren und auch das Training zuletzt zu Hause lief rund. Ich fühle mich bereit für die WM!

 

War es für Sie schwer, die Spannung vor dem Saisonhöhepunkt über so viele Wochen aufrecht zu halten?

Ja, es war schwieriger als gedacht. Vor allem nach den Deutschen Meisterschaften in Berlin hatte ich ein kleines Loch. Aber das ging zum Glück schnell vorbei und jetzt passt es wieder.

 

Mit welchen Zielen reisen Sie nach Doha?

Nicht krank zu werden (lacht). Und schauen, dass ich trotz der komplizierten Bedingungen an mein Leistungsmaximum herankomme.

 

Von der Bestzeit her rangieren Sie auf Platz 15 der Meldeliste. Wäre ein Platz zwischen 10 und 15 bei der WM daher für Sie schon ein großer Erfolg?

Auf jeden Fall, das wäre super. Von den Zeiten her ist alles sehr eng beisammen. Man muss auch schauen, wie sich das Rennen taktisch entwickelt.

 

Wenn Sie sich den perfekten Rennverlauf für Doha wünschen könnten: Wie würde der aussehen?

Ich bevorzuge –  wie immer –  kein taktisches Bummelrennen. Schön wäre es, wenn sich das Feld aufreiht und ich mich irgendwo einsortieren könnte. Die eine oder andere Läuferin auf den letzten Runden einzusammeln, wäre dann natürlich das Sahnehäubchen.

 

Und mit welchem Rennverlauf rechnen Sie?

Darüber habe ich mir noch gar nicht so viele Gedanken gemacht. Oftmals werden die 10.000-Meter-Rennen bei den Frauen nicht so taktisch gelaufen, weil es vorn einige sehr schnelle Athletinnen gibt. Das wäre natürlich gut für mich.

 

Wer sind für Sie die Favoriten auf die Medaillen?

Da ist zum einen die Nummer eins der Welt Letesenbet Gidey aus Äthiopien. Sie ist auch über 3000 und 5000 Meter Top-Zeiten gelaufen. Gleiches gilt für die Niederländerin Sifan Hassan, zudem ist sie äußerst spurtstark und gleichzeitig Halbmarathon-Europarekordlerin. Sie hat ja über drei Strecken gemeldet, will aber auf jeden Fall die 10.000 Meter laufen. Nicht zu vergessen ist die amtierende 5000-Meter-Weltmeisterin Hellen Obiri. Dazu kommt noch Weltrekordlerin Almaz Ayana. Sie war zwar lange verletzt, daher weiß man nicht genau um ihre Form. Aber wer die 10.000 Meter schon in 29:17 Minuten gelaufen ist, den sollte man auf der Rechnung haben.

 

Sie haben den Weltrekord angesprochen. Ihr Hausrekord steht seit Ihrer Steigerung Anfang Juni bei 31:19,87 Minuten. Danach haben Sie gesagt, dass Sie sich schon bald eine Zeit unter 31 Minuten und damit einen deutschen Rekord zutrauen. Was sagen Sie dazu knapp 15 Wochen später?

Bei der WM wird das noch nicht passieren. Dafür brauche ich noch etwas Zeit. Aber eine 30er-Zeit ist auch gar nicht mein Ziel für Doha. Dort geht es um eine möglichst gute Platzierung.

 

 

Der Artikel wurde bereitgestellt von Martin Neumann, Trackteam Burg-Wächter