Arthur Abele mit Weltjahresbestleistung nach Rio

RATINGEN/ MANNHEIM/ HEILBRONN –Ein Traumwochenende für die Ulmer Leichtathleten: In Ratingen sicherte sich Zehnkämpfer Arthur Abele mit Weltjahresbestleistung von 8.605 Punkten Sieg und Olympia-Ticket. In Mannheim egalisierte der „verhinderte“ U20-Mehrkämpfer Manuel Eitel mit 10,31 Sekunden über 100 m den über 30 Jahre alten württembergischen Rekord, und in Heilbronn sicherte sich Lena Bryxi, Stefanie Dauber und Henry Behrens jeweils einen süddeutschen Meistertitel.

Als Arthur Abele beim Zehnkampfmeeting in Ratingen die letzten Meter seines 1.500 m-Rennens zur Olympia-Quali und zur Weltjahresbestleistung zurücklegte, konnte nicht nur der knapp 30-jährige die Tränen nicht mehr zurückhalten. Auch Abteilungsleiter Wolfgang Beck war im heimischen Wohnzimmer vor dem PC den Tränen nahe. Auf die Reise nach Ratingen hatte er verzichtet, um bei der SSV-Großveranstaltung im Donaustadion zu helfen. Jetzt konnte er zuhause die Erfüllung seines Traumes am Liveticker mitverfolgen, den er vor vier Jahren sehr mutig mit „Der Weg nach Rio“ formuliert hatte. Nach vielen Höhen und Tiefen mit großen Erfolgen, wie der Vize-Halleneuropameisterschaft 2015 und der folgenden Achillessehnenverletzung, der überraschend schnellen Genesung und dann dem bitteren Aus in Götzis, hat es Abele tatsächlich geschafft, nach Peking 2008 jetzt seine zweite Olympia-Fahrt wahr zu machen. Weder Abele noch sein Coach Christopher Hallmann haben sich beirren lassen und haben immer an die Top-Form des Kraftpakets geglaubt. 8.605 Punkte bei den äußerst durchwachsenen Witterungsbedingungen mit starken Regenfällen, kühlen Temperaturen und Gegenwind in den Sprints, die zahlreiche Starter, darunter Abeles Konkurrenten, Rico Freimuth (Halle) und Jan-Felix Knobel (Frankfurt), zum Aufgeben zwangen, sind einfach fantastisch. Wie gereift und auf den Punkt konzentriert Abele, der schon als „Jungspund“ vor neun Jahren über 8.200 Punkten lag, in Ratingen war, zeigen seine Ergebnisse in den „Krisendisziplinen“: Im Weitsprung 7,48 m im ersten Versuch, danach Disziplin beendet. Im Kugelstoßen, das in Götzis zum Aus führte, ein Sicherheitsversuch, dann Bestleistung von 15,79 m. Nach für ihn mäßigen 14,07 über die 110 m Hürden fährt Abele mit 46,20 m im ersten Diskusversuch die Krallen gegenüber dem einzig verbliebenen und bereits qualifizierten Konkurrenten Kai Kaczmirek aus und übernimmt erstmals die Führung. Nach 4,90 m mit dem Stab wirft er den Speer im zweiten Versuch auf unfassbare 71,89 m. Danach ist nur noch Freude. Und Abele wäre nicht Abele, wenn er sich im 1.500 m-Lauf locker zum Sieg hätte treiben lassen. Er brennt, er will mehr. Und er macht mehr: 4:24,12 Minuten sichern ihm die Weltjahresbestleistung von 8.605 Punkte und eine Steigerung seiner Bestleistung um 128 Punkte. Rio kann kommen. Und außer Weltrekordler Ashton Eaton kann Abele in dieser Form auch dort niemand einen Schrecken einjagen.

Extrem fokussiert zeigte sich bei der Juniorengala in Mannheim auch Abeles Trainingskollege Manuel Eitel. Der 19-jährige, wegen einer Bänderverletzung im Mehrkampf zum Zuschauen verdammt, hatte sich ja kurzfristig auf den Sprint verlegt. Mit Erfolg, wie seine 10,49 Sekunden von Regensburg bewiesen. Auf der schnellen Mannheimer Bahn ließ Eitel nun mit optimalem Rückenwind unglaubliche 10,31 Sekunden folgen. Damit hat er nicht nur seinen Platz für die U20-Weltmeisterschaften in Polen gesichert, sondern stellte auch den württembergischen Rekord von Jürgen Evers, dem Doppeleuropameister von 1983, ein. Dass er mit seinen Staffelkollegen tags darauf mit 39,74 Sekunden die schnellste 4x 100 m-Zeit des DLV seit sieben Jahren auf die Bahn zauberte, tat sein übriges für ein Top-Wochenende.

Da hatten des die süddeutschen Meister des SSV 46 in Heilbronn schon schwer noch etwas vom Rampenlicht abzubekommen. Im Frankenstadion siegte Lena Bryxi im Hochsprung der Frauen mit 1,76 m souverän. Ihr nach tat es Stabhochspringerin Stefanie Dauber, die sich schon mit ihrem ersten Sprung in der Konkurrenz den Meistertitel sicherte. Nach übersprungenen 3,90 m war dieses Mal allerdings dann Schluss. Den überraschendsten Erfolg lieferte der 17-jährige Henry Behrens. Mit seinem ersten Sieben-Meter-Sprung von 7,04 ließ Behrens seinen favorisierten Konkurrenten um über zwanzig Zentimeter hinter sich. Stark auch die Diskuswürfe von Silas Ristl und David Hirschmann, die mit 49,82 bzw. 49,24 m die Plätze fünf und sechs belegten.

chu

Bildmaterial © Kenny Beele