Alles oder nichts für Arthur Abele in Ratingen

Arthur Abele: Trotz Problemen in der Vorbereitung fit und startklar für Ratingen.

Kugeln und Disken, Stäbe und Speere – vor allem natürlich der Glücksspeer, der im Vorjahr auf 71 Meter geflogen ist: Arthur Abele sucht im Donaustadion seine Arbeitsutensilien zusammen und zurrt gemeinsam mit Trainer Christopher Hallmann die sperrigen Geräte auf dem Dachgepäckträger des Team-Autos fest. Schließlich ist alles verstaut für den großen Showdown: In Ratingen bei Düsseldorf steht am Wochenende der entscheidende Zehnkampf für die WM-Qualifikation in London auf dem Programm.

Arthur Abele hat nur diese eine Chance. Bei der ersten Qualifikation in Götzis (Österreich) fehlte er krankheitsbedingt. Dort katapultierte sich sein Trainingspartner vom SSV 1846 Ulm Mathias Brugger mit Bestleistung von 8294 Punkten und WM-Norm ins Rampenlicht. Für den WM-Start gefordert: 8100 Punkte. Brugger wird in Ratingen nicht antreten: Nach zwei 8000-Punkte-Zehnkämpfen innerhalb von vier Wochen kommt Ratingen zu früh – eine Steigerung wäre dort für ihn unwahrscheinlich.

Es ist eine brisante Ausgangslage. Denn wenn Abele in Ratingen mehr Punkte macht als Brugger in Götzis und wenn am Wochenende auch der Olympia-Vierte Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) nach seiner Fußverletzung wieder in Normalform antritt, dann ist Mathias Brugger raus aus dem Rennen um die drei deutschen WM-Tickets, für die der Dritte von Götzis Rico Freimuth aus Halle (8365 Pkt) gesetzt sein dürfte.

„Arthur ist eine Wundertüte“, sagt Christopher Hallmann. „Ich traue ihm alles und nichts zu. Er kann in Ratingen auch Bestleistung machen.“ Der hochtalentierte Zehnkämpfer hat die Fähigkeit, aus seinem Körper alles herauszuholen, zu explodieren, wenn es drauf ankommt.

Doch die Vorbereitung auf den Mehrkampf verlief nicht ideal. Spät war der zweimalige Olympia-Teilnehmer in das Training eingestiegen, nachdem er im Herbst einen Lehrgang bei der Bundeswehr in Hannover absolvieren musste. Dann lag er zu Beginn der Freiluft-Saison mit einer fiebrigen Erkältung flach. Und im Endspurt auf dem Weg nach Ratingen wurde er von Achillessehnen-Beschwerden am Sprungfuß ausgebremst. „Dreimal pro Tag Ultraschall-Behandlung, Quarkwickel, Aqua-Jogging…“, zählt Arthur Abele das Programm der vergangenen zwei Wochen auf. Es zeigte Wirkung: „Ich habe keine Schmerzen mehr, und auch der Arzt sagt, dass sich die Sehne stark verbessert hat.“ So kann der Zehnkämpfer positiv auf das Meeting in Ratingen blicken: „Die Aufregung hält sich noch in Grenzen, aber sie wird von Tag zu Tag größer. Ich fühle mich fit, ich habe mein optimales Wettkampf-Gewicht von 83 Kilogramm, und besonders in den Würfen habe ich ein extrem gutes Gefühl. Ich glaube, das werden wieder meine Stärken.“

Ratingen ist sein Pflaster – der Wettkampf, bei dem er 2016 mit 8605 Punkten das Olympia-Ticket klargemacht hatte. Ein Jahr nach dem Riss seiner Achillessehne am Nicht-Sprungfuß. In diesem Jahr könnte das Meeting für den zweimaligen Sieger zum fünften Mal das Sprungbrett zur internationalen Freiluft-Meisterschaft werden. Es heißt wieder einmal „alles oder nichts“ für Arthur Abele. Eine Situation, die ihm schon häufig Flügel verliehen hat.