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„Bei schweren Einheiten denke ich an die EM in Berlin“

Wetter, 23.09. 2018 – Das 10-Kilometer-Rennen beim Einstein-Marathon in Ulm lief für Alina Reh (SSV Ulm 1846) ganz und gar nicht nach Plan. Aufgrund von Magenproblemen musste die 21-Jährige am Sonntag zwei Zwangspausen einlegen. Trotzdem setzte sie sich am Ende mit 34:05 Minuten souverän durch. Im Interview spricht die EM-Vierte über ihre weiteren Ziele in der Straßenlaufsaison, ihren Verzicht auf Crossrennen und eine besondere Woche in Berlin.

 

Alina Reh, Sie mussten am Sonntag beim 10-Kilometer-Rennen in Ulm zwei Zwangspausen aufgrund von Magenproblemen einlegen. Haben Sie sich davon schon wieder erholt?

Ich denke schon. Klar war ich enttäuscht, aber es war auch einfach nicht mein Tag. Ich bin die ersten vier Kilometer dank meines Tempomachers Marcel Fehr sehr schnell angegangen. Wir lagen auf Kurs unter 32 Minuten. Aber dann kamen leider die Magenkrämpfe. Dadurch wiederum fiel mir das Atmen schwer und die Kraft kam nicht mehr in den Beinen an. Trotz der Probleme wollte ich bei meinem „Heimspiel“ nicht aufgeben und bin dann locker zu Ende gelaufen.

 

Sie wollten in Ulm eigentlich Ihre Saisonbestzeit von 32:22 Minuten steigern. Lief das Training in den vergangenen Wochen denn nach Plan?

Ja, es lief zuletzt richtig super. Der Druck war nach der EM weg, es ging alles sehr leicht. Vielleicht hat sich daraus bei mir eine etwas zu große Erwartungshaltung entwickelt.

 

Das Rennen in Ulm war der letzte Test für Ihren Start beim Kölner Halbmarathon in zwei Wochen. Haben Sie die Umfänge im Training nach der Bahnsaison in den vergangenen Wochen erhöht?

Ja, in speziellen Bereichen. Beispielsweise stand zuletzt ein Tempodauerlauf über 15 Kilometer auf dem Programm. Die normalen Dauerläufe sind aber nicht länger geworden. Schließlich geht es auch darum, die Spritzigkeit zu erhalten.

 

2017 sind Sie in Ulm mit 71:21 Minuten eine deutsche U23-Bestleistung über die Halbmarathondistanz gelaufen. Trauen Sie sich in Köln eine weitere Steigerung zu?

Vor dem Rennen in Ulm hätte ich gesagt: Auf jeden Fall! Vielleicht sogar eine Zeit unter 71 Minuten. Nun muss ich erst mal sehen, wie ich die kleine Niederlage wegstecke und wie das Training läuft. Ich möchte mir keinen Druck machen, sondern locker ins Rennen gehen.

 

Was hat den Ausschlag für Ihren Start beim RheinEnergie Marathon Köln gegeben?

Hendrik Pfeiffer ist 2015 in Köln deutschen U23-Rekord gelaufen. Das zeigt: Die Strecke ist schnell. Außerdem soll die Stimmung in Köln klasse sein, darauf freue ich mich. Klar hätte ich auch die Chance gehabt, bei international stark besetzten Rennen zu starten. Wie beispielsweise zuletzt in Kopenhagen. Doch für mich geht es zunächst darum, stabiler zu werden. Ist das erreicht, kann ich den nächsten Schritt machen.

 

Aufgrund von Verletzungen wurden Sie in dieser Saison ziemlich ausgebremst. Trotzdem sind Sie EM-Vierte über 10.000 Meter geworden. Denken Sie oft an das Rennen im Berliner Olympiastadion zurück?

Ja, sehr oft. Vor allem bei schweren Trainingseinheiten. Da kann ich mir die ganzen Fans und die Stimmung wieder ins Gedächtnis rufen. Die ganze Woche in Berlin war für mich einmalig!

 

Erst Bahn jetzt Straße: Planen Sie auch mit einer Cross-Saison mit einem möglichen EM-Start am 9. Dezember in Tilburg?

Nein, dieses Jahr werde ich keine Crossrennen bestreiten. Bahn, Straße, Cross war einfach zu viel. Das hat man ja auch 2017 gesehen. Über die lange Saison konnte ich das Niveau nicht halten und wurde im Training unkonzentriert. Das Resultat war ein Bänderriss im Knöchel und eine längere Laufpause. Ich musste mich zwischen Cross und Straße entscheiden und habe den Straßenrennen den Vorzug gegeben. Nach dem Halbmarathon am 7. Oktober in Köln geht es für mich in die Saisonpause. Vielleicht bestreite ich noch eine Woche später die „Great 10K“ in Berlin. Aber das hängt vom Halbmarathon in Köln ab.

 

Schauen wir schon kurz auf 2019: Das kommende Jahr ist ein spezielles für die Top-Leichtathleten, da der Saisonhöhepunkt mit der WM in Katar Ende September/Anfang Oktober sehr spät ist. Welchen „Fahrplan“ haben Sie und Ihr Trainer Jürgen Austin-Kerl für das WM-Jahr erarbeitet?

Bis ins letzte Detail haben wir natürlich noch nicht geplant. Zunächst geht es für mich im November/Dezember in ein längeres Höhentrainingslager nach Kenia. Dort will ich gute Grundlagen für 2019 legen. Nach Kenia werden wir entscheiden, ob ich eine Hallensaison bestreite oder nicht. Man darf nicht vergessen: Im Sommer ist eigentlich die U23-EM im Juli in Schweden mein Saisonhöhepunkt. In der Folge muss man sehen, wie man einen möglichen WM-Start elf Wochen später in Angriff nimmt.

 

Auf welche Distanzen werden Sie sich 2019 konzentrieren?

Auf die 5.000 und 10.000 Meter. Dieses Jahr bin ich keine vernünftige 5.000 Meter gelaufen. Mein Ziel ist es, verletzungsfrei durch den Winter zu kommen. Das hat ja leider dieses Jahr nicht geklappt. Um ganz vorn in Europa dabei zu sein, darf man sich nicht auf die 10.000 Meter versteifen. Darum soll irgendwann bei mir über 5.000 Meter eine „14“ vorn stehen. Dafür brauche ich eine lange Trainingszeit ohne Verletzungen. Nur so kann ich alle Facetten des Trainings abdecken. Ich brauche den Speed einfach, weil ich doch mehr der Langstreckentyp bin.

 

Dann wäre der Marathon ja die ideale Distanz für Sie …

… das kann sein. Und natürlich reizt mich die Strecke. Speziell wenn man so tolle Rennen wie zuletzt in Berlin sieht. Aber vor 2020 spielt der Marathon noch gar keine Rolle. Denn dafür muss ich noch deutlich stabiler werden, bis ich mich auf die 42,195 Kilometer trauen kann.

 Artikel bereitgestellt von Martin Neumann, Trackteam Burg-Wächter