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Alina Reh stürmt zu EM-Gold

Wetter, 10.12. 2017 – Auf der Strecke schenkten sie sich nichts, im Ziel lagen sich Alina Reh (SSV Ulm 1846) und Konstanze Klosterhalfen (TSB Bayer 04 Leverkusen) in den Armen: Die beiden deutschen Lauf-Juwelen dominierten am Sonntagvormittag die U23-Klasse bei den Cross-Europameisterschaften in Samorin (Slowakei). Am Ende hatte Alina Reh bei Sonnenschein und Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt das bessere Ende für sich. Nach 6,3 Kilometern lag die 20-Jährige in 20:22 Minuten drei Sekunden vor ihrer nationalen Konkurrentin und 23 Sekunden vor Bronzemedaillengewinnerin Jessica Judd (Großbritannien).

Für Alina Reh war es der erste U23-EM-Titel ihre Karriere – und der erste Titel für eine deutsche U23-Läuferin bei einer Cross-EM überhaupt. Als einer der ersten Gratulanten beglückwünschte Heimtrainer Jürgen Austin-Kerl seinen Schützling zum Gold-Coup. Dem war das harte Rennen anzusehen. „Ich freue mich riesig über den Sieg. Doch einfach war es nicht. Ich musste mich auf den letzten 500 Metern richtig pushen“, sagte Alina Reh. Denn während der 6,3 Kilometer wechselte mehrmals die Führung zwischen den beiden Deutschen, während Jessica Judd auf der Schlussrunde abreißen lassen musste. „Ich wusste nicht, dass ich die erste deutsche Siegerin in dieser Altersklasse bin, das macht diesen Sieg noch ganz besonders wertvoll“, so Alina Reh.

1500-Meter-Spezialistin Konstanze Klosterhalfen erkannte den Sieg ihrer Landsfrau ohne Zögern an. Die Laichingerin war nach einem Infekt pünktlich zur Cross-EM wieder fit geworden. „Alina ist Langstrecklerin. Ihr Sieg hat mich nicht überrascht, zumal die Streckenlänge ihr sehr entgegenkam“, sagte die Leverkusenerin und ergänzte: „Ich bin sehr zufrieden mit Silber. Ich wusste, dass Alina topfit ist und hatte erwartet, dass wir beide zusammen an der Spitze das Tempo bestimmen. Auf den letzten 100 Metern hatte sie mehr Kraft, um zu beschleunigen.“

Ihre Goldmedaille garnierte Alina Reh mit einem Silber-Rand. Denn zusammen mit Konstanze Klosterhalfen und der zwölfplatzierten Anna Gehring (SC Itzehoe) belegte das deutsche Trio mit 15 Punkten Platz zwei in der Team-Wertung. Nur die starken Britinnen waren in der Breite mit 12 Zählern für die Plätze drei bis fünf ein klein wenig besser. Rang drei in der Mannschaftswertung ging mit 46 Platzpunkten an die Türkei.

Für Alina Reh waren die beiden Medaillen von Samorin ein krönender Abschluss einer ganz starken Saison. Von 1500 Meter bis zum Halbmarathon stellte die 20-Jährige neue Bestzeiten auf. Bemerkenswert waren besonders ihre 31:38 Minuten über 10 Kilometer Anfang Oktober in Berlin. Doch auf ihren Lorbeeren ausruhen will sich die Langstrecklerin natürlich nicht. „Nun werden wir erstmal ein wenig feiern. Aber zu Hause geht es dann direkt mit dem Training weiter“, so die 20-Jährige. Denn für 2018 hat sie ein großes Ziel vor Augen: die „Heim-EM“ im August in Berlin. Dass sie das Potenzial hat, in Zukunft zu den besten Läuferinnen des Kontinents zu zählen, hat Alina Reh am Sonntag in Samorin mit Nachdruck bewiesen.

Maya Rehberg mit erfolgreicher Aufholjagd - Achte Cross-EM in Folge – und mal wieder eine starke Vorstellung: Bei ihrem ersten Start in der Frauenklasse bei Cross-Europameisterschaften hat Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) mit Platz 37 ein gutes Resultat abgeliefert. Nach 8,3 Kilometern war die 23-Jährige hinter Elena Burkard (Fünfte; LG farbtex Nordschwarzwald) und Fabienne Amrhein (28.; MTG Mannheim) am Sonntag in Samorin (Slowakei) drittbeste von fünf deutschen Läuferinnen. Addiert ergab das 70 Platzpunkte und damit Rang sechs in der Team-Wertung. Zum Bronzeplatz der Türkinnen fehlten lediglich 16 Zähler.

Für Maya Rehberg wurden die 8,3 Kilometer auf der Pferderennbahn von Samorin zu einer wahren Aufholjagd. Denn in der Startbox der deutschen Mannschaft stand sie aufgrund der Qualifikationsergebnisse vom Rennen in Tilburg ganz hinten. Dementsprechend musste sie sich von etwa Platz 70 bei 77 Starterinnen nach vorn arbeiten. Sie tat es und belohnte sich nach 28:34 Minuten eben mit Platz 37. „Klar war es ein Nachteil, so weit hinten zu sein. Aber dadurch bin ich auch nicht in die Versuchung gekommen, zu schnell ins Rennen zu gehen“, sagte Maya Rehberg.

Bei Rennhälfte lief die Hindernisspezialistin zu Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg) und Caterina Granz (LG Nord Berlin) auf, konnte beide aber schnell hinter sich lassen und machte weiter Plätze gut. „Vielleicht wäre auf der Schlussrunde sogar noch mehr drin gewesen. Aber wichtig war, dass ich mich in meiner Gruppe am Ende durchsetzen konnte“, sagte Maya Rehberg. Ganz vorn lief Yasemin Can ein einsames Rennen. Die in Kenia geborene Türkin sicherte sich in 26:48 Minuten den Titel vor den Mitfavoritinnen Meraf Bahta (Schweden; 27:03 min) und der Norwegerin Karoline Bjerkeli Grovdal (27:04 min).

Nach der kurzen Cross-Saison zog Maya Rehberg eine positive Bilanz: „Ich war schon viel besser in Form als vor zwei Wochen in Tilburg. Darauf lässt sich aufbauen.“ Beim Quali-Rennen hatte man ihr noch den Trainingsrückstand aufgrund von Achillessehnenbeschwerden angemerkt. „Die sind aber zum Glück überstanden“, so Maya Rehberg. Und dass sie sich im Gelände einfach sichtlich wohlfühlt, konnte man bei ihrer Aufholjagd in Samorin bestens erkennen.

Amanal Petros unter Wert geschlagen - Als es bei der Cross-EM am Sonntag in Samorin (Slowakei) auf den finalen zwei Runden zur Sache ging, konnte Amanal Petros (SV Brackwede) nicht mehr mithalten. Der 22-Jährige war somit auf der 8,3-Kilometer-Strecke aus dem Medaillenrennen der U23-Klasse. Am Ende lief der Bielefelder als 21. einen Platz und eine Sekunde hinter Patrick Karl (TV Ochsenfurt) ins Ziel.

Das deutsche Team-Ergebnis komplettierte Karl Junghannß als 38. Der WM-Starter über 50 Kilometer Gehen schlug sich im Feld der Top-Läufer achtbar. Die drei Plätze ergaben 79 Punkte in der Team-Wertung, was in der Endabrechnung Platz sieben bedeutete. Der erhoffte Platz unter den Top 5 im Einzel war für Amanal Petros auf der Pferderennbahn von Samorin außer Reichweite. „Das Rennen war wirklich hart und eine echte Herausforderung“, so Amanal Petros.

Aufgrund der Grundausbildung bei der Bundeswehr hatte der Langstreckler im Herbst nicht sein normales Pensum absolvieren können. In einem Klasse-Feld machte sich das natürlich im entscheidenden Moment bemerkbar. Diesen erlebten die Zuschauer an der Strecke zwei Runden vor Schluss. Wurden bis dato die 1500 Meter langen Runden in etwa 4:30 bis 4:35 Minuten absolviert, wurde die Pace danach um bis zu zehn Sekunden pro Runde erhöht.

Die größten Reserven hatten zwei Franzosen: Jimmy Gressier setzte sich nach 24:35 Minuten mit zwei Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann Hugo Hay durch. Bronze gewann Yemaneberhan Crippa (24:42 min). Der Italiener hatte mit einem mutigen Vorstoß etwa drei Kilometer vor Schluss die Spitzengruppe gesprengt. Die Team-Wertung sicherte sich mit starken sieben Punkten Frankreich, gefolgt von Belgien (26 Punkte) und Großbritannien (41 Punkte).

 

Der Artikel wurde bereitgestellt von Martin Neumann (Burg Wächter)